Listen & view Barbara Thalheim - Frau lyrics & tabs
Frau by Barbara Thalheim from album Die Frau vom Mann
Duration : 5 minutes & 22 seconds.
Listener : 1 peoples.
Played : 4 times and counting.
Das Büro betritt sie wie eine Zelle
Wasser aufsetzen, Kaffee kochen, nichts als Ersatzhandlungen
Wenn sie etwas hasst, ist es das Wort Abteilungsleiter
Verglichen mit ihren Möglichkeiten
Wird alles erbärmlich, was sie hat und tut
Verglichen mit Lieben und geliebt werden
Sie trifft Verabredungen und erscheint nicht
Sofern die Spur eines Zweifels besteht
Zwei Kinder lässt sie sich weg machen und meint
Das ihr Schoß das nicht verzeiht
Ihrer Arbeitsstellen kann sie sich selbst entledigen
Auf Wiedersehen - nämlich nie mehr
Sie macht auf Kunst, auf Missionar, auf Keramik
Überall nette und ekelhafte Leute
Plötzlich ist sie doch schwanger
Als sie zu zweifeln beginnt, ist es bereits zu spät
Dumpfe Wochen, ein Riss, ein Schrei
Ein Mädchen hält sie in dem Arm und weint
Weil sie weiß, das sie nun wieder allein ist
Sein Sommer, Frau, ist ohne Halt
So weißt du gar nicht: Was ist kalt
Du läufst, nicht einmal bleibst du stehn
Und Gräber hast du nie gesehn
Nie mehr allein, heißt nicht Erlösung
Von dem Übel, nichts und niemanden zu haben
Als Hunger, leere, verräterische Freunde
Erlöst
Ihr Konto überzieht sie nur noch mit lächerlichen Summen
Sie hat keine Angst mehr
Das eine Unmasse Zeit sie verschlingt
Keine Angst, überflüssig zu sein
Sie möchte ehern doppelt da sein
Als Mutter, als Besessene von irgendetwas Großem
Als Frau und als Geliebte
Geborgen und allein gegen alle
Allein im Auto : Bürgerin, ihre Fahrzeugpapiere
Na, was haben wir falsch gemacht?
Sie ist niemandes Schülerin mehr
Sie hat erworben, was man zum Leben braucht
Ihr ist alles bekannt
Immer derselbe Mann, immer dasselbe Kind
Immer dasselbe, völliger Verlust des
Unbeobachteten Daseins
Was sie nie für möglich hielt, hat sie nun begriffen:
Unumkehrbarkeit
Dein Sommer, Frau, war ohne Halt
Du wusstest gar nicht, was ist kalt
Du liefst, nicht einmal bliebst du stehn
Und Gräber hast du nie gesehn
Dein Sommer, Frau, war kurz und wild
Jetzt rückt ein langer Herbst ins Bild
Und alles färbt sich, alles fällt
Vom Himmel in den Staub der Welt
Angst vor dem Leben, Angst vor dem Tod
Genau gesagt: Angst vor dem toten Leben
Angst vor dem lebendigen Tod
Vor wuchernden Geschwüren im Leib
Vor sterbenden Wäldern
Angst vor der Macht und Angst vor der Ohnmacht
Angst vor dem Auftritt und Angst vor der Stille
Angst vorm Alleinsein und Angst vor der Gruppe
Für sie gibt es nur eine Chance:
Sie kann nicht für alle sprechen
Sie regiert sich selbst
Doch das darf keiner wissen, vor allem
Kein Mann, keine Regierung, keine Partei und keine Frau
Wenn sie sie fragen, ob sie glücklich oder unglücklich ist
Müsste sie lügen
Also schweigen
Auf was soll das hinauslaufen, dieses Leben -
Auf die Zahl eins oder unendlich?
Aufs Ansteigen oder auf Wiederholung
Auf Ideen oder auf Waren
Auf Besitz oder Freiheit?
Warum gibt es immer nur zwei Wahrheiten
Und nie die Eine?
Dein Sommer, Frau, war kurz und wild
Lang füllt der Herbst das ganze Bild
Verfärbt, verfallen jedes Blatt
Wann warst du jemals schon so satt?
Dein Herbst, o Frau, welch böses Bunt
Wie blass, wie bitter spricht dein Mund
Wie wird dir alle Schönheit fremd
Hast du für nichts denn so gekämpft
Dein Winter, Frau, wird kühl und weiß
Dich schreckt kein Feuer und kein Eis
Endlich zu leben ohne Hass
So viele Jahre braucht das