Spoken introduction:
Als neue Klasse ist das Proletariat in die Geschichte eingetreten.
Die Dichter beginnen schon von einer konkreten, menschenwürdigen Welt zu singen – und die Bougeoisie entwickelt die bekannte Gegenpropaganda!
Heute morgen fuhr ich nach Düsseldorf
In sehr honetter Begleitung
Ein Regierungsrat – er schimpfte sehr
Auf die Neue Rheinische Zeitung:
"Die Redakteure dieses Blatts"
So sprach er, "sind sämtlich Teufel!
Sie fürchten weder den lieben Gott
Noch den Oberprokurator Zweiffel!
Für alles irdische Misseschick
Seh'n sie die einzige Heilung
In der rosenrötlichen Republik
Und vollkommener Güterteilung!
Die ganze Welt wird eingeteilt
In tausend Millionen Parzellen –
In so viel Land und in so viel Sand
Und in so viel Meereswellen!
Und alle Menschen bekommen ein Stück
Zu ihrer speziellen Erheit'rung –
Die besten Brocken die Redakteure
Der Neuen Rheinischen Zeitung!
Auch nach Weibergemeinschaft steht ihr Sinn –
Abschaffen woll'n sie die Ehe
Dass alles in Zukunft ad libitum
Miteinander nach Bette gehe!
Tartar und Mongole mit Griechenfrau'n
Cherusker mit gelben Chinesen
Eisbären mit schwedischen Nachtigall'n
Türkinnen mit Irokesen!
Tranduftende Samojedinnen soll'n
Mit Briten und Römern sich betten –
Plattnasige düstere Kaffern zu
Alabasterweißen Grisetten!
Ja, ändern wird sich die ganze Welt
Durch, diese moderne Leitung –
Doch die schönsten Weiber bekommen die
Redakteure der Rheinischen Zeitung!
Auflösen wollen sie alles schier –
O, Lästerer sind sie und Spötter –
Kein Mensch soll in Zukunft besitzen mehr
Privateigentümliche Götter!
Die Religion wird abgeschafft
Nicht glauben mehr soll man an Rhenus
An den nußlaub- und rebenbekränzten, und nicht
An die Mediceische Venus!
Ja, weder an Odin glauben noch Thor
An Allah nicht und an Brahma –
Die Neue Rheinische Zeitung bleibt
Der einzige Dalai-Lama!"
Da schwieg der Herr Regierungsrat
Und nicht wenig war ich verwundert:
"Sie scheinen ein sehr gescheiter Mann
Für unser verrückt' Jahrhundert!
Ich bin entzückt, mein werter Herr
Von Ihrer honetten Begleitung –
Ich selber bin ein Redakteur
Der Neuen Rheinischen Zeitung!
O, fahren Sie fort, so unsern Ruhm
Zu tragen durch alle Lande –
Sie sind als Mensch und Regierungsrat
Von unbeschränktem Verstande!
O, fahr er fort, mein guter Mann –
Ich will ihm ein Denkmal setzen
In unserem heiteren Feuilleton –
Sie wissen die Ehre zu schätzen!
Ja, wahrlich, nicht jeder Gimpel bekommt
Einen Tritt von unseren Füßen –
Ich habe, mein lieber Regierungsrat
Die Ehre, Sie höflich zu grüßen!"